Ich bezeichne mich als Coach und Beraterin. Meine Leidenschaft sind die Themen „echter Kontakt“ (bei mir selbst angefangen) und „Kommunikation“. Ich stelle mir häufig Fragen, einige davon bekommt ihr situativ auch zu hören, wenn ihr bei mir seid ?

Die Fragen haben sich im Wesentlichen nicht verändert seit ich vor ziemlich genau einem Jahr angefangen habe als Coach zu arbeiten. Aber meine Fragen haben sich erweitert, sind detaillierter geworden und erfassen mehr Tiefgang. Meine Fragen sind das Abbild meiner persönlichen Entfaltung. Manchmal führen sie mich weit aus meiner persönlichen Komfortzone heraus und geben mir meistens erst dadurch das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein.

Obwohl ich das alles weiß, durfte ich in dieser Woche etwas sehr wichtiges erneut lernen. Ich habe erneut den Impuls bekommen mir

ZEIT

zu geben! „Zeit“ ist die Antwort, und ich führe euch nun gern zu meiner Frage ?

Wenn wir etwas wissen und/oder als „gut“ und „richtig“ für uns erkannt haben, heißt das nicht gleichzeitig, dass dieses Wissen zeitgleich im Gefühl angekommen ist?

Nein! Wir sind keine Maschinen sondern organisch wachsende Wesen. Wir können keinen Schalter umlegen und dann „funktionieren“. Unser Inneres nimmt sich die Zeit, die es braucht um das Neue zu verarbeiten und wirklich zu er-leben. Wir wollen Neues schmecken, spüren, fühlen, riechen – also mit allen Sinnen erfahren.

Ich mache die Erfahrung, dass wir häufig schneller sein wollen. Aus welchen Gründen auch immer: Wenn wir etwas erkannt haben, wollen wir es umsetzen. Eine gute Intention mit einem kleinen Twist: Dass die Umsetzung nicht sofort klappt, liegt meistens daran, dass es in uns „hängt“. Wir brauchen Zeit, damit auch noch so kleine Veränderungen in uns ankommen: Mental, körperlich, im Gefühl. Vorher geht nichts!

Ziemlich genial wenn man sich das überlegt: Erst wenn wir bereit sind, sind wir bereit. Aber erlauben wir uns diese Zeiten zwischen erkennen und erleben? Diesen Schwebezustand, wenn wir schon genau wissen wo wir hin wollen, aber noch nicht da sind?

Wenn wir es uns nicht erlauben (und/oder es uns nicht bewusst ist, dass wir da gerade Druck auf uns ausüben), dann ist das Gefühl ziemlich eklig. Ich persönlich fühle mich in solchen Momenten wie ein unter Hochspannung gesetztes Schwebeteilchen:

Ein Pol zieht mich ins Alte, einer ins Neue und ich hänge dazwischen und kriege die volle Voltzahl ab.

Dieser „Strom“ ist mein eigener Wille, der mich da so in der Luft hängen lässt. Anstatt mir Zeit zu geben, mich langsam ins Neue sinken zu lassen, versuche ich mich dorthin zu drücken. Liebevoll klingt das nicht oder?

Diese Woche durfte ich erneut erleben, dass auch diese Übergangszeiten sehr wertvoll sind. In diesen Situationen darf ich anwenden was ich schon über mich selbst gelernt habe. z.B. ist es schön etwas zu tun, das mir gut tut. Einfach so, ohne Anlass, ohne Ziel oder Wunsch. Dabei kam mir ein uraltes Sprichwort in den Sinn: „Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht.“

Was für das Gras gilt, gilt auch für uns selbst.

Erst dann erlaube ich mir wirklich, in meinem eigenen Tempo zu wachsen. Wenn du also gerade merkst, dass du etwas verstanden hast, aber es noch nicht lebst, dann sei liebevoll zu dir selbst. Du wirst hin kommen, wo du hin willst. Gib dir Zeit, damit deine Erkenntnisse in die Tiefe gehen und nicht nur oberflächlich Wurzeln schlagen. Gib dir Zeit, um unterwegs nach rechts und links zu gucken und so unendlich viel mehr am Wegesrand wahrzunehmen.

Vielleicht stellst du unterwegs fest, dass nicht die Welt auf dem Kopf steht, sondern du. Du hast eine neue Perspektive ausprobiert. Ich lade dich ein, einen Moment in dieser Position zu bleiben bevor du dich wieder auf die Füße stellst und weiter gehst.

Denn es ist diese Übergangszeit, die dir zeigt, wohin dich dein Kompass zieht.